Tabuthema «Depression» in Bildern verpackt

Lichtkünstler Gerry Hofstetter beleuchtet die PUK Zürich

Drei Lichtprojektoren, ein Stromgenerator und jede Menge sensible Denkarbeit waren für die Aktion «Licht ins Dunkel» notwendig, die am Montagabend vor der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich zu begeistern wusste. Lichtkünstler Gerry Hofstetter wurde dem Tabuthema «Depression» vollauf gerecht.

Der Verein Equilibrium und die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich (PUK) hatten in der längsten Nacht des Jahres geladen, «Licht ins Dunkel» zu bringen, den psychisch kranken Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Und für den weltbekannten Zürcher Lichtkünstler Gerry Hofstetter war es «sowohl Ehre als auch eine sehr grosse Herausforderung», seine Scheinwerfer auf das Gebäude der PUK zu richten und so das oft tabuisierte Thema «Depression» sensibel umzusetzen.

Dass er am Montagabend das altehrwürdige Gebäude der PUK beleuchtete, stellte auch für ihn eine absolute Premiere dar. So versuchte er, mit Projektionen symbolischer Elemente wie Zahlen, Fotos und Gewichten die Problemkreise unter Einbezug der Fassade des Hauses zu visualisieren. Hofstetter nannte ein Beispiel: «Der 21.12. steht für die längste Nacht des Jahres. Ein Datum, welches nur mit zwei Zahlen gestellt wird, die auch noch gespiegelt gegeneinander stehen.» Wie im Leben depressiv Erkrankter, so der Künstler: «Zuerst gesunde Seele, normales Leben – und plötzlich wird einem das Leben gespiegelt. Man bleibt in derselben Haut, doch alles wird schwer und das Leben zur Last.» Dieser Wechsel war auch eindrücklich im Ablauf seiner Projektion zu erkennen, die ruhig und besonnen begann, danach ins Düstere, Schwere, Abstrakte überging und am Ende, beispielsweise in der Form von Sonnenblumen, auch wieder Hoffnung machte.

Die Schaulustigen vor Ort zeigten sich genau so beeindruckt wie die Verantwortlichen der PUK. «Es war eine eindrückliche Performance, eine Quelle der Inspiration, mit welcher der Künstler das ganze Spektrum des Themas „psychisch krank“ abgedeckt hat», sagte Professor Wulf Rössler. Es sei Hofstetter gelungen, mit seinen Bildern den Bogen zur Forschung zu schlagen, die in der PUK betrieben werde. Und bei aller Schwere des Themas und bei allen Fragezeichen sei am Ende auch die Hoffnung gestanden. Die Aktion «Licht ins Dunkel» steht laut Rössler perfekt für die Öffnung der Psychiatrie in der Gesellschaft.

Schön wärs, wenn die aufsehenerregende Aktion effektiv dazu beiträgt, die Krankheit «Depression» zu enttabuisieren. Denn Fakt ist: Rund 1,2 Millionen Menschen in der Schweiz sind am Vollbild einer Depression erkrankt. Jährlich bringen sich mehr als 1500 Menschen um. Dringend notwendig also, den Scheinwerfer auf diese Krankheit zu richten.